Bundesbildungsministerin zu Besuch im pings

Bericht von Martin Kleinemas - Bundesministerium für Bildung und Forschung

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek besuchte in Fulda den ersten Campus für Auszubildende in Deutschland. Das Konzept sieht viel Platz zum Wohnen und Lernen, aber auch für Sport und Feiern vor. Das soll junge Menschen aus anderen Regionen locken.

 

Nach der Vorlesung ein günstiges Mittagessen in der Mensa, danach zum gemeinsamen Lernen in die Bibliothek und am Abend zur Party ins Wohnheim: Der Campus ist der zentrale Ort im Leben eines jeden Studierenden. Hier laufen alle Fäden zusammen – von den Lerninhalten über Waschsalons bis hin zu Angeboten der Krisenberatung. Manch Hochschulcampus ist so vielfältig angelegt, dass junge Menschen ihn wochenlang nicht verlassen müssten.

Für Auszubildende gibt es all das bisher nicht, sieht man von einigen speziellen Wohnheimen ab. Abseits der eigenen vier Wände machte bislang jeder „sein eigenes Ding“.

In Fulda soll sich das jetzt ändern. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hat dort den ersten Campus für Auszubildende besucht. „Pings“ nennt sich das Zentrum, das vom Kolping Diözesanverband getragen wird. Rund um 120 Appartements gibt es Angebote aus Bildung und Freizeit, Sport und Beratung. Und das Beste: Das Zentrum steht allen Auszubildenden der Region offen, nicht nur den Bewohnerinnen und Bewohnern.
Die Idee entstand aus der Not

"Wir müssen die Leistungen unserer Auszubildenden gebührend wertschätzen und die jungen Menschen bestmöglich unterstützen", sagte die Ministerin bei ihrem Besuch. "Eine Einrichtung wie diese zeigt, wie das geht."

Die Idee zu dem Campus entstand – das kann man ganz offen sagen – aus der Not heraus. In Fulda stehen jedem oder jeder Auszubildenden 2,5 offene Stellen gegenüber, die Wahl liegt also bei den Bewerberinnen und Bewerbern. Wohnraum gibt es dagegen so gut wie keinen. Die lokalen Unternehmen haben auf dem Azubi-Markt deshalb oft das Nachsehen.

„Wir haben gemerkt, dass wir das Thema Ausbildung ganzheitlich betrachten müssen“, sagte Kolping-Geschäftsführer Steffen Kempa, der die Ministerin über den Campus führte. „Wir wollen damit die Gleichwertigkeit der beruflichen Bildung zu einem Studium unterstreichen“, sagte er. Gegenüber den Angeboten vieler Hochschulen sei das System der Ausbildung etwas ins Hintertreffen geraten. Deshalb habe man sich Rahmenbedingungen ausgedacht, die denen an einer Universität möglichst in nichts nachstehen.

Der Kerngedanke dabei: Den jungen Menschen soll der Übergang von der Schule ins Erwerbsleben so einfach wie möglich gestaltet werden. „Survival Skills“ heißen hier die Fähigkeiten, die in der Schule oft zu kurz kommen, aber das „Überleben“ in der Wirtschaft sichern. Welche Versicherung brauche ich? Wie funktioniert die Steuererklärung? Wie ernähre ich mich gesund? Was ist der Knigge? Solche Themen stehen bei der Beratung durch erfahrene Sozialpädagogen im Vordergrund.

Bislang ist das Konzept voll aufgegangen. Die ersten 20 Wohnungen sind bereits bezogen, der Rest befindet sich noch im Bau. Die Warteliste ist aber jetzt schon voll. Die nächsten Zimmer werden bis Ende des Jahres fertiggestellt.

Unternehmen beteiligen sich

Natürlich kostet ein solches Angebot Geld. Das zahlen zum einen die Auszubildenden selbst über ihre Miete. Aber auch Unternehmen beteiligen sich direkt daran, den Rest trägt die Bundesagentur für Arbeit im Rahmen der Berufsausbildungsbeihilfe (BAB).

„Die Betriebe haben gemerkt, was das für eine riesige Chance ist“, sagte Kempa. „Wir geben ihnen die Möglichkeit, trotz der Probleme auf dem Wohnungsmarkt auch in anderen Regionen offensiv um Auszubildende zu werben.“ Insgesamt steige der Wert einer Ausbildung durch das neue System deutlich an. „Wir wollen die Ausbildung auf ein ganz neues Level heben“, so Kempa.

Über Kolping

Das Kolpingwerk ist ein Verband ehrenamtlicher Christen und engagiert sich in einer Solidargemeinschaft um Menschen Orientierung und Lebenshilfe zu geben.

In der Diözese Fulda gibt es rund 3.500 Mitglieder in über 45 Kolpingsfamilien.

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