Im Dienst an der Einheit – nur gemeinsam und miteinander kann Verantwortung getragen werden

Erklärung des Kolpingwerks Deutschland zu den Instruktionen aus Rom

 Kolpingwerk Deutschland: Instruktion aus Rom verletzt, entmutigt und enttäuscht viele,
die sich seit Jahren mit großem Engagement dem Dienst in der Kirche widmen.


Ohne vorherige Konsultation oder Ankündigung hat die Kleruskongregation im Vatikan in der
vergangenen Woche eine Instruktion mit dem Titel „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde
im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ veröffentlicht. Darin geht es um die
Bedeutung der Pfarrgemeinden, orientiert an den Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils
angesichts der aktuellen Strukturprozesse in vielen Bistümern.


Detailliert werden Vorschriften zur Auslegung des geltenden Kirchenrechts formuliert, die
Bischöfe und Pfarrer praktizieren sollen. Nach dieser Instruktion sind die „Laien“ lediglich zur
„Mitarbeit am Dienst des Priesters“ da. Eine eigene Leitungsbefugnis – und damit auch eine
Leitungsverantwortung – kommt ihnen nicht zu.


Die Instruktion richtet sich an die Universalkirche und damit auch an die katholische Kirche in
Deutschland. Dennoch beachtet die Instruktion nicht, dass sich die Gestalt von Kirche in
Deutschland dramatisch verändert. Es ist fatal, wenn angesichts der bestehenden Nöte – die
keinesfalls als Übergangsprobleme anzusehen sind – lediglich Prinzipien heraufbeschworen
und auf kirchenrechtliche Vorgaben verwiesen wird. Stattdessen muss unter Beachtung der
theologischen und personellen, regionalen und ökonomischen Rahmenbedingungen
verantwortungsbewusst und einfühlsam sowie kreativ und mutig überlegt, diskutiert und
entschieden werden, in welcher Form in den Pfarrgemeinden gemeinsam der Glaube gelebt
werden kann. Geht es doch darum, wie auch zukünftig ein lebendiges Zeugnis von Gott in
unserer Zeit und Gesellschaft gegeben werden kann. Genau das wird jedoch nur gelingen – so
die Überzeugung des Kolpingwerkes – wenn auch „Laien“, oder besser gesagt engagierte
Christinnen und Christen, ebenfalls in Leitungsverantwortung vor Ort eingebunden werden.
Dazu bedarf es eines entsprechenden Bewusstseinswandels, der nicht leicht ist und nur
mühsam Gestalt annehmen wird.


Die geistliche Leiterin des Kolpingwerkes Deutschland Rosalia Walter erklärt: „Wir sind als Volk
Gottes gemeinsam unterwegs, so das Kirchenbild des Zweiten Vatikanums. Nicht alle, die in
der katholischen Kirche mit ihren Erinnerungen und Prägungen beheimatet sind, haben dies
verinnerlicht. Jedoch ist dies entscheidend, wenn wir Gottes Zeugen in der Welt sein wollen.
Hier und heute, mitten in unserer Gesellschaft. Die wesentliche Entwicklung hin zu einer
missionarischen Sendung der Kirche wird genau dadurch be‐ und gefördert, dass Priester,
Kolpingwerk Deutschland Diakone und engagierte Christinnen und Christen gemeinsam auf Augenhöhe

– entsprechend ihrer jeweiligen Aufgabe und Berufung – Verantwortung tragen für den Weg der Kirche.“
„Priestersein bedeutet für mich nicht Abgrenzung. Gemeinsam und miteinander wird
Verantwortung getragen – immer im Dienst an der Einheit. Im Kolpingwerk teilen wir diese
Leitungsverantwortung. Darunter leiden kein Amt und keine Autorität. Im Gegenteil.
Gemeinsam Verantwortung tragen, motiviert und ermutigt mich und viele Kolpingschwestern
und Kolpingbrüder in ihrem Engagement“, so Rosalia Walter.


Vieles wird heute bereits durch engagierte Christinnen und Christen gemeinsam mit Priestern
und Diakonen in den Pfarrgemeinden sowie in den Verbänden und geistlichen
Gemeinschaften geleistet. Geistlich und katechetisch, im Erziehungs‐ wie im Bildungsbereich
und in der Sorge um Notleidende und Bedürftige. Beauftragt oder geweiht, ehrenamtlich oder
angestellt, Verantwortung wird bereits vielfach gemeinsam vor Ort wahrgenommen. Diese
gelebte und gute Praxis in der katholischen Kirche in Deutschland wird durch die Instruktion
nicht wahrgenommen, ja abgelehnt. Sie entmutigt und enttäuscht viele, die sich seit Jahren
mit großem Engagement in der Kirche einbringen.
Kirche ist nicht unser Werk, sondern verdankt sich Gott und kann – wie ihre
zweitausendjährige Geschichte und ihre heutige weltweite Situation zeigt – auch unter
schwierigsten Umständen unter Einbindung vieler Getaufter und Gefirmter lebendig und
wirksam sein. Manche Erläuterungen der Instruktion werden deshalb nicht nur als lähmend
und blockierend, sondern als wirklichkeitsfern und verschärfend angesichts der schwierigen
pastoralen Situation in Deutschland empfunden. Außerdem werden keine positiven
Lösungsmöglichkeiten angesichts des noch größer werdenden Priestermangels aufgezeigt. Die
Instruktion demotiviert viele, die sich für unsere Kirche einsetzen.
Viele Kolpingmitglieder bringen sich engagiert mit ihren Begabungen und Fähigkeiten in ihren
Kolpingsfamilien und in ihren Pfarrgemeinden ein. Dafür sind wir dankbar, darin erkennen wir
auch das Wirken des Heiligen Geistes.
Die Deutsche Bischofskonferenz hat 2015 „in großer Einmütigkeit“ das Wort zur Erneuerung
der Pastoral "Gemeinsam Kirche sein" herausgegeben. Dieser Weg, auf dem Christinnen und
Christen mit Priestern und Diakonen gemeinsam Verantwortung übernehmen, muss
fortgesetzt werden. Im Kolpingwerk ist es bereits seit einigen Jahren gelebte Praxis, dass
Priester und Diakone sowie Frauen und Männer – die als beauftragte geistliche Leiterinnen
und Leiter aktiv sind – gemeinsam Verantwortung für den pastoralen Dienst tragen.
Die katholische Kirche in Deutschland befindet sich auf einem Weg der Umkehr und der
Erneuerung. Sie stellt sich mit dem „Synodalen Weg“ der schweren Krise, die unsere Kirche,
insbesondere durch den Missbrauchsskandal, tief erschüttert hat. Sie setzt auf das große
Engagement aller, die in der Kirche aktiv mitarbeiten. Das Ringen um eine gute Zukunft für
eine lebendige Kirche lebt von gegenseitigem Vertrauen und dem Aufeinander‐hören‐wollen.
Das Kolpingwerk Deutschland ermutigt dazu, sich in diesen notwendigen Prozess engagiert einbringen.

Über Kolping

Das Kolpingwerk ist ein Verband ehrenamtlicher Christen und engagiert sich in einer Solidargemeinschaft um Menschen Orientierung und Lebenshilfe zu geben.

In der Diözese Fulda gibt es rund 3.500 Mitglieder in über 45 Kolpingsfamilien.

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